Operationalisierung von Therapiezielen für die Überprüfung der Zielerreichung in der Rehabilitation

Operationalisierung von Therapiezielen für die Überprüfung der Zielerreichung in der Rehabilitation

Projektträger:
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) und Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) im Rahmen des Förderschwerpunkts „Rehabilitationswissenschaften“

Hintergrund und Projektaufgaben
Eine möglichst differenzierte, methodisch abgesicherte Bestimmung der individuellen Zielerreichung ist eine Schlüsselfrage sowohl für die Rehabilitationsforschung als auch für eine systematische Weiterentwicklung der Rehabilitationspraxis. Im Projekt „Operationalisierung von Therapiezielen“ wird ein Standardinstrumentarium für eine „zielorientierte Ergebnismessung“ in den sieben wichtigsten Indikationsgebieten der Rehabilitation entwickelt, in welchem sowohl die Fremdbeurteilung durch die behandelnden Ärzte bzw. Therapeuten als auch die Selbsteinschätzung der Patienten als Datenquellen genutzt werden.

Das Projekt baut auf einem Therapieziel-Katalog auf, der für das Qualitätssicherungsprogramm der Rentenversicherungsträger entwickelt wurde. Unterschieden wird zwischen Zielen, die über eine Fremdeinschätzung durch die behandelnden Ärzte bzw. Therapeuten erfassbar sind, und Zielen, die durch Selbsteinschätzung der Patienten abgebildet werden sollen.

Für die patientenseitige Ergebnismessung verfügt das Hochrhein-Institut über den IRES-Patientenfragebogen („Indikatoren des Reha-Status“), der bereits viele der im Zielkatalog aufgeführten Zielbereiche enthält. Im Rahmen des Projekts wird der IRES-Fragebogen überarbeitet, hinsichtlich der noch fehlenden Zielparameter ergänzt und neu normiert. Für mehrere Indikationsbereiche liegen bereits frühere Versionen eines Arztbogens vor. Mit Hilfe indikationsspezifischer Expertengruppen wird die Operationalisierung der meisten Therapieziele geprüft, verbessert oder neu entwickelt. Besonderer Wert wird auch auf die Einbeziehung von Klinikern in die Entwicklungsarbeiten und eine konsensuelle Absicherung des Verfahrens gelegt. Ergänzt werden diese beiden Datenzugänge durch einen Performance-Test für Alltagsaktivitäten, dessen Schwerpunkt die Erfassung des funktionalen Status der Rehabilitanden ist.

Ergebnisse
Für die sieben wichtigsten Indikationsgebiete der medizinischen Rehabilitation wurden die wichtigsten Therapieziele ermittelt und hinsichtlich ihrer Operationalisierbarkeit geprüft. Auf der Grundlage des „Katalogs potenziell relevanter Therapieziele“ aus den Qualitätssiche-rungsprogramm der Rentenversicherung wurden unter Beteiligung zahlreicher Experten aus Klinik und Forschung diejenigen Operationalisierungen ermittelt, die aus Sicht der Rehabili-tationspraxis und unter psychometrischen Gesichtspunkten die Therapieziele am besten abbil-den können. Damit wurde eine große Anzahl von Therapiezielen der Rehabilitation messbar, die bisher bei der Ergebnismessung vernachlässigt wurden. Die Mitwirkung von Rehabilitati-onspraktikern förderte zudem die Akzeptanz wie auch die Ökonomie der Messverfahren. Als Ergebnis der Arbeiten zu den indikationsspezifischen Arztbögen stehen Auswahllisten der routinemäßig erfassbaren medizinischen Zielparameter in den einzelnen Indikationsgebieten zur Verfügung. Die Projektarbeiten haben allerdings auch die Probleme sichtbar gemacht, mit denen eine arztseitige Erfassung der Ergebnisqualität konfrontiert ist.

Bedeutsamstes Ergebnis des Projektes ist die neue Version 3 des IRES-Fragebogens, welcher verschiedenen Anforderungen (Status? vs. Veränderungsdiagnostik, Präzision vs. Ökonomie) entspricht und in teststatistischer Hinsicht abgesichert werden konnte. Mit der neuen Norm-stichprobe, die durch ein Standard-Random-Verfahren an 1.737 repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung zwischen 30 und 75 Jahren ausgewählten Personen erhoben wurde, ist eine zentrale Voraussetzung für die Interpretation von Skalenwerten und für die Festlegung von Auffälligkeitsgrenzen erfüllt.

Der IRES-3 wird als ein Instrumentarium, das in besonderer Weise auf die Gegebenheiten der Rehabilitation in Deutschland ausgerichtet ist, sicherlich in noch höherem Umfang als die Vorgängerversion zur Unterstützung der rehabilitationsspezifischen Diagnostik und zu einer zielorientierten Ergebnismessung eingesetzt werden können.

Ansichtsexemplare des IRES-3 sowie der indikationsspezifischen Arztbögen können beim HRI angefordert werden. Ein Computerprogramm zur Unterstützung der Dateneingabe und Datenauswertung wird etwa ab Herbst 2003 zur Verfügung stehen.

Literatur
Gerdes N, Bührlen B, Jäckel WH (2003): IRES – Indikatoren des Reha-Status. In: Schumacher J, Klaiberg A, Brähler E (Hrsg): Diagnostische Verfahren zu Lebensqualität und Wohlbefinden. Hogrefe Verlag, Göttingen 2003

Bührlen, B., Gerdes, N., Zwingmann, C. & Jäckel, W. H. (2000). Operationalisierung von Therapiezielen für die Überprüfung der Zielerreichung in der Rehabilitation. In J. Bengel & W. H. Jäckel (Hrsg.),Zielorientierung in der Rehabilitation – Rehabilitationswissenschaftlicher Forschungsverbund Freiburg / Bad Säckingen (S. 125-131). Regensburg: Roderer.

Zwingmann, C., Gerdes, N. & Jäckel, W. H. (2000). Outcome-Messung in der Rehabilitation zwischen allgemeinen und individuumsorientierten Ansätzen [Abstract]. In Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (Hrsg.), 9. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 13. bis 15. März 2000 in Würzburg. Individualität und Reha-Prozeß. Tagungsband(DRV-Schriften, Bd. 20, S. 30-31). Frankfurt am Main: Herausgeber.

Zwingmann, C., Spiegel, J., Gerdes, N. & Jäckel, W. H. (2000). Operationalisierung von Therapiezielen: Entwicklung eines Arztbogens und eines Funktionstests [Abstract]. In Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (Hrsg.), 9. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium vom 13. bis 15. März 2000 in Würzburg. Individualität und Reha-Prozeß. Tagungsband (DRV-Schriften, Bd. 20, S. 177-179). Frankfurt am Main: Herausgeber.